Die Europawahl war ein Warnsignal: Es muss sich etwas ändern! Für die Wirtschaft und für die Bürger. Das meint Dr. Joachim Schulz, Vorsitzender des Arbeitgeberverbands Südwestmetall. Denn viele haben Sorge um die Abwanderung der Industrie – und damit auch von Arbeitsplätzen. Auch und gerade in der Industriehochburg Baden-Württemberg. Wie real diese Gefahr ist, machte zuletzt eine Umfrage unter Südwestmetall-Mitgliedsunternehmendeutlich, also unter baden-württembergischen Metall- und Elektrobetrieben (M+E): Ein Drittel der Umfrageteilnehmer hat in den letzten fünf Jahren weniger Geld im Inland investiert. Dagegen haben über zwei Drittel ihre Investitionen im Ausland gesteigert. Dieser Trend wird sich wohl fortsetzen, wie auch unsere Grafik zeigt.

Keine Besserung bei der Auftragslage

Wenig Mut machen auch die Einschätzungen für das laufende Jahr: Über die Hälfte der Unternehmen plant insgesamt weniger Investitionen. Hintergrund: Die M+E-Branche ist mit einer schwachen Auftragslage ins Jahr 2024 gestartet. 68 Prozent der Betriebe befürchten, dass es im Gesamtjahr beim Auftragsminus bleibt. Zwei Drittel rechnen mit einer schrumpfenden Produktion und 58 Prozent mit weniger Ertrag.

Das wirkt sich unweigerlich auch auf die Personalpläne aus: Gut die Hälfte geht von weniger Beschäftigung aus als im Vorjahr. Neben der schleppenden Konjunktur liegt dies auch an Standortfaktoren, die Deutschland für Industrieunternehmen unattraktiv machen: von Überregulierung, teurer Energie und hohen Steuern bis hin zu fehlenden Fachkräften. Überraschend ist aber: Inzwischen ist nicht mehr der Fachkräftemangel die Top-Sorge der Firmenchefs. Die meisten Kopfschmerzen bereiten ihnen die hohen Arbeitskosten!

„Unsere Unternehmen wollen sehr gerne hier investieren, gemeinsam mit ihren Beschäftigten hier die Zukunft gestalten“, betont Schulz. Doch dafür benötigten sie dringend bessere Rahmenbedingungen.

Ursula Wirtz
aktiv-Redakteurin

Als Mitglied der Stuttgarter aktiv-Redaktion berichtet Ursula Wirtz aus den Metall- und Elektrounternehmen in Baden-Württemberg sowie über Konjunktur- und Ratgeberthemen. Sie studierte Romanistik und Wirtschaftswissenschaften. Später stieg sie bei einem Fachzeitschriftenverlag für Haustechnik und Metall am Bau in den Journalismus ein. Neben dem Wirtschaftswachstum beobachtet sie am liebsten das Pflanzenwachstum in ihrem Garten.

Alle Beiträge der Autorin