Verhalten bis sorgenvoll ist die Stimmung in der baden-württembergischen Industrie. Stefan Halder vom Normalien- und Werkzeughersteller Erwin Halder KG aus Achstetten erzählt, wie er die Lage wahrnimmt.

Herr Halder, wie sieht es in den Betrieben in Ihrem Umfeld aktuell aus?

Eine Umfrage bei uns in der Region Ulm zeigt, dass die Umsätze zwar gestiegen sind – aber das liegt vor allem an den höheren Preisen. In vielen Firmen ist gleichzeitig die Auslastung zurückgegangen, viele befinden sich in Kurzarbeit. Volle Auftragsbücher sind eher die Ausnahme. Allgemein wächst die Skepsis, die Investitionsbereitschaft sinkt, und folglich auch der Personalbedarf.

Wie ist Ihr Ausblick auf die zweite Jahreshälfte?

Noch erkenne ich keinen Silberstreif am Horizont, sondern sehe eher mehr Belastungen. Auch zum Beispiel wegen einer neuen EU-Richtlinie, die auch die Erwin Halder KG betrifft. Die wird uns vor kaum lösbare Aufgaben stellen.

Worum geht es da genau?

Nach der sogenannten EU-Verordnung für entwaldungsfreie Produkte ist bei importiertem Holz künftig nachzuweisen, aus welchen Plantagen oder Wäldern es genau stammt. Wir beziehen beispielsweise Hickory-Holz für unsere Hammerteile aus dem Süden der USA – über eine mehrstufige Lieferkette. Ab 2025 müssen wir nun für jeden Hammerstiel anhand von Geodaten nachweisen, wo der jeweilige Baum gewachsen ist. Diese Daten zu beschaffen und über die gesamte Lieferkette dem jeweiligen Stück Holz zuzuordnen, ist aktuell fast unmöglich und stellt einen ungeheuren Aufwand für alle Beteiligten dar.

Ursula Wirtz
aktiv-Redakteurin

Als Mitglied der Stuttgarter aktiv-Redaktion berichtet Ursula Wirtz aus den Metall- und Elektrounternehmen in Baden-Württemberg sowie über Konjunktur- und Ratgeberthemen. Sie studierte Romanistik und Wirtschaftswissenschaften. Später stieg sie bei einem Fachzeitschriftenverlag für Haustechnik und Metall am Bau in den Journalismus ein. Neben dem Wirtschaftswachstum beobachtet sie am liebsten das Pflanzenwachstum in ihrem Garten.

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