Riesige Begeisterung auf der einen Seite, Befürchtungen vor einer Technik, die alles Bekannte überrollt, auf der anderen Seite: Bei der künstlichen Intelligenz (KI) scheiden sich die Geister.

Das zeigt eine weltweite Umfrage in 32 Ländern des Marktforschungsinstituts Ipsos zur Nutzung der Zukunftstechnologie: Gut die Hälfte aller Befragten (53 Prozent) gab an, begeistert zu sein von Produkten und Dienstleistungen, die KI nutzen. Gleichzeitig gaben aber 50 Prozent an, dass KI sie nervös mache und sie die Anwendung skeptisch sehen. Bei Befragten aus Europa ist diese Skepsis viel stärker ausgeprägt als etwa bei Menschen aus Asien.

Begeisterung über ChatGPT springt auf Betriebe über

Die Antwort auf diesen Zwiespalt der Gefühle könnte unter anderem daran liegen, wie viel Erfahrung der Einzelne tatsächlich schon mit KI gemacht hat. Ob jemand schon einmal mit Dienstleistungen oder Produkten gearbeitet hat, die auf KI basieren – oder ob das Wissen darüber eher theoretischer Natur ist.

So kamen beispielsweise viele Menschen erstmals bewusst selbst mit KI in Kontakt, als das Unternehmen OpenAI Ende 2022 den KI-basierten Chatbot ChatGPT vorstellte. Ein regelrechter Hype um den Chatbot setzte ein, viele testeten die Möglichkeiten dieser sogenannten generativen KI aus. Und auch die Unternehmen entdeckten die Technologie ganz neu für sich. Das fand etwa eine Untersuchung des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) zum Thema „Generative KI in Deutschland“ heraus.

Demnach suchten hiesige Betriebe nach der Einführung von ChatGPT in Stellenanzeigen verstärkt neue Mitarbeitende, die sich mit KI auskennen. Gerade generative KI wie ChatGPT rückte dabei laut Studie ins Interesse. Genau wie andere Anwendungen analysiert generative KI große Datenmengen, schafft daraus aber eigene Inhalte wie Texte, Bilder oder sogar Videos.

Für Firmen ist das etwa beim Wissensmanagement interessant: Die KI kann aus einer Unzahl von internen Berichten Informationen herausfiltern und neu zusammenstellen – sogar so aufbereitet, dass Menschen mit unterschiedlichem Kenntnisstand jeweils die für sie passenden Informationen bekommen.

330 Milliarden Euro Wertschöpfung sind drin

Laut Studie hat sich das Interesse der Unternehmen im Lauf des vergangenen Jahres vom reinen „Experimentieren“ hin zu ernsthafteren Anwendungsfällen gewandelt. Das schlossen die Studienautoren aus der Tatsache, dass die Firmen zu Jahresbeginn vor allem Praktikumsstellen für KI-Anwendungen ausschrieben, später jedoch immer mehr Fachleute mit Expertenwissen suchten.

Insgesamt, so hat das Beratungsunternehmen IW Consult errechnet, lohnt sich der Einsatz von generativer KI für Firmen: Sie könnte in Zukunft 330 Milliarden Euro zur Bruttowertschöpfung in Deutschland beitragen. Nach einer Umfrage von Bitkom nutzten Anfang dieses Jahres 3 Prozent der Betriebe generative KI, weitere 4 Prozent planten dies.

Alix Sauer
Leiterin aktiv-Redaktion Bayern

Alix Sauer hat als Leiterin der aktiv-Redaktion München ihr Ohr an den Herausforderungen der bayerischen Wirtschaft, insbesondere der Metall- und Elektro-Industrie. Die Politologin und Kommunikationsmanagerin volontierte bei der Zeitungsgruppe Münsterland. Auf Agenturseite unterstützte sie Unternehmenskunden bei Publikationen für Energie-, Technologie- und Mitarbeiterthemen, bevor sie zu aktiv wechselte. Beim Kochen und Gärtnern schöpft sie privat Energie.

Alle Beiträge der Autorin