Jung und Alt gemeinsam: In der Familie, im Betrieb, im Alltag funktioniert das meistens doch recht gut. In unserer Wohlstandsgesellschaft insgesamt kann es da aber durchaus haken, muss doch die Verteilung der Lasten zwischen den Generationen immer wieder neu diskutiert werden. Das gilt für die Rente wie auch für die Staatsverschuldung – und zunehmend für den Kampf gegen den Klimawandel.

Bei der Rente will die Regierung aktuell mit einer Reform die Älteren erneut besserstellen. Und erntet dafür Kritik der meisten Experten. „Von Generationengerechtigkeit kann beim nun diskutierten Rentenpaket II keine Rede mehr sein“, betont Professor Martin Werding, Mitglied des Sachverständigenrats für Wirtschaft. „Wenn die Regierung das Rentenniveau dauerhaft bei 48 Prozent festschreibt, bürdet sie die Finanzierungslast für die zunehmende Zahl an Rentnern allein den Jüngeren auf“. Lesen Sie auf aktiv-online.de auch, welche Bedeutng das gesetzliche Rentenniveau für jeden einzelnen hat. 

Auf 100 Menschen im Erwerbsalter kommen schon heute 38 Rentner

Das liegt am Umlagemechanismus der gesetzlichen Rentenversicherung: Die Jungen finanzieren mit ihren Beiträgen die Renten der Alten. In den nächsten Jahren aber gehen die geburtenstarken Jahrgänge der Babyboomer in den Ruhestand und beziehen dann im Schnitt etwa 20 Jahre lang Rente. Dadurch verschlechtert sich das Verhältnis von Beitragszahlern zu Rentenempfängern. Anfang des Jahrtausends kamen auf 100 Menschen im Alter von 20 bis 64 lediglich 27 Rentner, heute sind es bereits 38 Ruheständler – und in zehn Jahren werden es 49 Senioren sein!

„Wenn dann das Rentenniveau nicht, wie früher geplant, etwas sinken kann, damit auch die Älteren einen Teil der Last tragen, werden die Beiträge für die Jüngeren stärker steigen müssen“, erklärt Werding. Von heute 18,6 Prozent vom Brutto würde der Beitragssatz schon bis 2035 auf 21,5 Prozent klettern. Um die Rentenkasse dauerhaft zu stabilisieren, sollte man das Rentenalter an die steigende Lebenserwartung binden, schlägt der Experte vor: „Im Schnitt alle zehn Jahre begänne der Ruhestand dann ein halbes Jahr später.“ Selbst dann bliebe aber die zusätzliche Altersvorsorge eine Notwendigkeit für jeden.

Die Mammutaufgabe Klimaschutz ist für eine Generation zu gewaltig

Beim Klimaschutz geht es darum, künftige Generationen nicht über Gebühr in ihrer Lebensqualität und ihrer finanziellen Freiheit einzuschränken. Deutschland will deshalb bis 2045 klimaneutral sein. Auf dem Weg dahin ist schon einiges geschafft, bei Energieversorgern, in der Industrie, im Verkehr und beim Heizen ist der gewaltige Umbau im Gange. „Wir müssen möglichst rasch möglichst viel tun, um die Schadenskosten durch Überschwemmungen, Brände, Dürren und Ernteausfälle nicht weiter wachsen zu lassen“, sagt Thilo Schaefer, Klimaschutzexperte im Institut der deutschen Wirtschaft. „Je früher wir handeln, desto geringer werden die Folgekosten.“

Doch sei die Mammutaufgabe für eine Generation zu gewaltig. Allein für den klimaneutralen Umbau der Industrie rechnet deren Dachverband BDI mit Mehrinvestitionen in dreistelliger Milliardenhöhe bis 2030. „Da ist es nur angemessen, wenn wir künftige Generationen an den Kosten des Klimaschutzes beteiligen“, findet Schaefer.

Hans Joachim Wolter
aktiv-Redakteur

Hans Joachim Wolter schreibt bei aktiv vor allem über Klimaschutz, Energiewende, Umwelt, Produktinnovationen sowie die Pharma- und Chemie-Industrie. Der studierte Apotheker und Journalist begann bei der Tageszeitung „Rheinpfalz“ in Ludwigshafen und wechselte dann zu einem Chemie-Fachmagazin in Frankfurt. Wenn er nicht im Internet nach Fakten gräbt, entspannt er bei Jazz-Musik, Fußballübertragungen oder in Kunstausstellungen.

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