Die Langlebigkeit des Thermomix ist fast legendär. „Man kann ihn sogar vererben“, sagt Hendrik Wehr, Geschäftsführer von Vorwerk Elektrowerke, stolz auf die Langlebigkeit des berühmten Küchengeräts des Wuppertaler Unternehmens. „10 bis 15 Jahre alte Thermomixe werden noch für 400 Euro bei Ebay gehandelt“, berichtet er. Der hohe Restwert selbst lang gebrauchter Geräte ist auf robuste, hochwertige Komponenten zurückzuführen. Vorwerk stellt zehn Jahre nach Auslauf einer Produktserie noch Ersatzteile und Software-Updates zur Verfügung, was weit über die EU-Vorgaben für sogenanntes Ökodesign hinausgeht.

„Ziel ist natürlich, dass unsere Produkte gar nicht kaputtgehen“, sagt Wehr. Wenn aber doch, sollen sie einfach zu reparieren sein. „Dafür nutzen wir weitestgehend lösbare Verbindungen, Schrauben statt Klebstoffe. So lassen sich möglichst viele Komponenten einzeln austauschen“. Nachdem die Geräte ihre langjährigen Dienste im Haushalt getan haben, werden sie eingesammelt, um wiederverwertbare Bauteile zu recyceln.

Kunststoffabfälle werden in ihre chemischen Bausteine zerlegt

Zudem fördert Vorwerk das „Circular Valley“ und sucht mithilfe des Netzwerks für Kreislaufwirtschaft nach Partnern. Ziel ist es, den Anteil von biobasierten und wiedergewonnenen Kunststoffen in Vorwerk-Produkten zu steigern.

„Wir machen aber keine Kompromisse bei der Qualität“, betont Wehr: Für Komponenten mit Lebensmittelkontakt sind die Anforderungen streng. Deshalb setzt der Gerätehersteller auf das chemische Recycling. Dabei werden gemischte Plastikabfälle aus dem Gewerbe- und Haushaltsmüll in ihre chemischen Bausteine zerlegt. Das gewonnene Öl kann wieder zu Kunststoffen verarbeitet werden, die höchsten Anforderungen bei Lebensmittelkontakt gerecht werden. „Wir sehen uns als Innovator“, sagt Wehr.

Circular Valley vernetzt traditionsreiche Unternehmen wie Vorwerk nicht zuletzt mit Start-ups aus der ganzen Welt. Etwa mit Carboliq, das bereits eine Pilotanlage für chemisches Recycling betreibt. Der Zangenhersteller Knipex kooperiert mit dem Jungunternehmen Plastic Fischer aus Köln, das mit mobilen Sperren Kunststoffabfälle aus den großen Flüssen in Asien fischt, thermisch verwertet und dadurch Jobs vor Ort schafft.

Recycling ist ein großes Thema auch für ZINQ aus Gelsenkirchen: Der Spezialist für Oberflächentechnik nimmt jedes Stück Stahl mit Zinkbeschichtung zurück. „Auch wenn es nicht von uns ist“, betont Firmenchef Lars Baumgürtel. Die Verzinkung wird chemisch vom Stahl gelöst, um beide Metalle möglichst sortenrein wieder in den Kreislauf zu bringen. „Am Ende kann man nicht unterscheiden, ob es sich um primäres oder um recyceltes Zink handelt.“

Netzwerk eröffnet Firmen neue Betätigungsfelder

Und das Wuppertaler Familienunternehmen Gebr. Becker beispielsweise stellt Vakuumpumpen her und erhofft sich durch Circular Valley neue Ideen und Betätigungsfelder. Beispiel: die innovativen CO2-Abscheidungstechnologien, die das klimaschädliche Gas aus der Luft abtrennen und speichern oder als Rohstoff nutzen. „Unsere Pumpen können verschiedene Gase absaugen, daher können wir hier unmittelbar mit Know-how unterstützen“, so Firmenchefin Dorothee Becker.

Matilda Jordanova-Duda
Autorin

Matilda Jordanova-Duda schreibt für aktiv Betriebsreportagen und Mitarbeiterporträts. Ihre Lieblingsthemen sind Innovationen und die Energiewende. Sie hat Journalismus studiert und arbeitet als freie Autorin für mehrere Print- und Online-Medien, war auch schon beim Radio. Privat findet man sie beim Lesen, Stricken oder Heilkräuter-Sammeln.

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