Das iPhone, das alle bis dahin bekannten Mobiltelefon-Hersteller vom Markt fegte. Ein Sportschuh, der durch langes Tragen schöner und bunter wird. Und ein Burger-Anbieter, der mit seinem fleischlosen Angebot den Fast-Food-Markt nachhaltig revolutioniert.

Mit Beispielen wie diesen will Stephan Mallmann, Ideenaktivist des Instituts ProTransform, dazu motivieren, auch mal scheinbar völlig verrückten Ideen Raum zu geben. Beim Arbeitswissenschaftlichen Forum 2024 der M+E-Arbeitgeberverbände aus Rheinland-Pfalz, Hessen und dem Saarland (M+E Mitte) hatte er dazu Gelegenheit.

Rund 100 Teilnehmer waren Anfang Juni zu der Veranstaltung nach Mainz gekommen, um über die Herausforderungen der industriellen Transformation zu diskutieren und um Impulse aus der Praxis zu bekommen.

So wandelt sich der Continental-Standort Rheinböllen gerade vom auf Radbremsen spezialisierten Zulieferer zum Kompetenzzentrum für autonome mobile Roboter. „Das kann nur gelingen, wenn Arbeitgeber und Arbeitnehmer eng zusammenarbeiten“, so Standortleiter Stephan Nachtmann. Er berichtete über besondere Herausforderungen, da durch den Prozess Arbeitsplätze in einer strukturschwachen Region verloren gehen.

Ängste nehmen und Akzeptanz schaffen

Oliver Frei, Werkleiter des Homburger Bosch-Standorts, erläuterte, wie das auf Diesel-Technologie spezialisierte Werk schrittweise den Weg in Richtung Wasserstoff-Produkte geht. Mehrere Komponenten mobiler Brennstoffzellen werden bereits serienmäßig gefertigt. „Bosch glaubt an das Thema Wasserstoff und hat schon viel investiert, aber es liegt noch ein langer Weg vor uns“, so Frei. Auch für ihn steht fest: „Man muss Mut haben und an die Zukunft glauben.“

Das unterstrich auch Jim Kamara, Manager Fertigung Rohbau und Betriebsautomation im John-Deere-Werk in Zweibrücken. Der Technologiekonzern setzt voll auf die Digitalisierung. So unterstützt etwa in der Fertigung KI die Werker, zum Beispiel durch die automatische Erkennung von Abstandslehren bei der Montage. Kamara: „Der Schlüssel zum Erfolg liegt in der inneren Haltung, dem Mindset.“

Um genau dieses Mindset zu ändern, müsse man alle Mitarbeitenden aller Ebenen bei der Entwicklung und Implementierung neuer Prozesse und Technologien einbeziehen – um Ängste zu nehmen und Akzeptanz zu schaffen.

Sven Donner, Direktor Werksinfrastruktur bei Samson, berichtete von den besonderen Herausforderungen, die der Standortwechsel von Frankfurt nach Offenbach in eine komplett neue Fabrik mit sich bringt.

Das Projekt MainChange ist eine der umfangreichsten, privat finanzierten Investitionen in die industrielle Produktion in Deutschland und gilt als Leuchtturmprojekt für nachhaltiges Wachstum, wettbewerbsfähige Produktion und Arbeitswelten der Zukunft. Donner: „Samson will seine Mitarbeiter begeistern – und neue gewinnen.“

Beschäftigte rechtzeitig in Prozesse einbinden

Einhelliges Fazit der Referenten: „Die Beschäftigten rechtzeitig und umfassend in den Prozess mit einzubinden, ist ein zentraler Punkt der Transformationsvorhaben.“ Denn erfolgreiche Transformationsprojekte seien laut Ralf Reinstädtler (IG Metall) geglückt, wenn die Beschäftigten in die Prozesse eingebunden seien.

Kristian Schalter vom Arbeitgeber-Spitzenverband BDA sieht die Faktoren Arbeitskräfte und Arbeitszeit als die kritischen Bausteine jeder Transformation. Er empfiehlt Firmen, Beschäftigte wieder länger in den Betrieben zu halten, und der Politik, Arbeit wieder attraktiver zu machen.

Maja Becker-Mohr
Autorin

Maja Becker-Mohr ist für aktiv in den Unternehmen der hessischen Metall-, Elektro- und IT-Industrie sowie der papier- und kunststoffverarbeitenden Industrie unterwegs. Die Diplom-Meteorologin entdeckte ihr Herz für Wirtschaftsthemen als Redakteurin bei den VDI-Nachrichten in Düsseldorf, was sich bei ihr als Kommunikationschefin beim Arbeitgeberverband Hessenchemie noch vertiefte. In der Freizeit streift sie am liebsten durch Wald, Feld und Flur.

Alle Beiträge der Autorin