So geht Transformation: Mit einem mutigen Schwenk hat sich der Allgäuer Maschinenbauer Grob erfolgreich ein neues Geschäftsfeld erschlossen: Maschinen und Anlagen für Elektromobilität und Batterietechnik machen in dem weltweit operierenden Unternehmen inzwischen annähernd 60 Prozent des Umsatzes aus. Im Geschäftsjahr 2023/2024 betrug dieser rund 1,8 Milliarden Euro.

Weltweit zählt das Unternehmen etwa 8.800 Mitarbeitende, davon allein 5.800 am Stammwerk in Mindelheim, inklusive 300 Auszubildende. In den vergangenen vier Jahren sind hier rund 1.500 neue Jobs entstanden.

„Wir haben uns das hart erarbeitet und mussten uns quasi neu erfinden“, sagt Christian Grob, der die bayerisch-schwäbische Firma in dritter Generation als Aufsichtsratsvorsitzender führt.

Das Unternehmen kommt aus dem klassischen Maschinenbau. Es stellt Zerspanungs- und Montageanlagen für die Automobil-Industrie sowie Universalmaschinen für deren Zulieferer und die Branchen Medizintechnik, Luft- und Raumfahrt sowie Energietechnik her.

Der Einstieg in die Elektromobilität erfolgte 2016. Damit ist das Unternehmen bislang gut gefahren. Bis zu zehn Maschinen werden pro Woche produziert, ihr Wert ist weit höher als der Wert bisheriger Anlagen. Denn der Wechsel vom Verbrenner hin zur E-Mobilität verlangt andere und zugleich teurere, immer stärker automatisierte Anlagen, damit in Hochlohnländern wie Deutschland noch effizient und kostendeckend produziert werden kann.

Marktführer im Anlagenbau für den elektrischen Antriebsstrang

Mittlerweile hat sich das Unternehmen nach eigenen Angaben als einer der Weltmarktführer im Anlagenbau für den elektrischen Antriebsstrang etabliert. Dies beinhaltet Anlagen für die Stator-, Rotor- und Elektromotor-Montage sowie zur Montage von Batterien und Brennstoffzellen. Alles zukunftsträchige Technologien. Das Unternehmen sieht hier noch weiteres Potenzial. „Wir werden weiter investieren, in Maschinen, Forschung und Entwicklung“, sagte Christian Grob bei der Hausmesse, auf der Grob vor Kurzem seine Neuheiten präsentierte.

Giga-Castings aus einem Guss

Auch die Zerspanungstechnik aus dem Hause Grob ist für die Zukunft gut gerüstet: Mit Maschinen, die prädestiniert sind für die Bearbeitung sogenannter Giga-Castings. Darunter versteht man große Karosserieteile aus Aluminium, die aus einem Guss sind. Ein Verfahren, das insbesondere für Elektromobile genutzt wird, um Gewicht zu sparen.

Bislang wurden solche Teile aus Blech gebogen und verschweißt. Ebendiese Teile werden nun von der neuen Grob-Maschinenbaureihe weiterbearbeitet.

Ebenso gigantisch sind die Maschinen zur Batteriezellfertigung, ein weiterer Schwerpunkt von Grob. Die Anlagen sind gut einen Kilometer lang und umfassen Bearbeitungsstationen für rund 1.000 Prozessschritte.

Neu im Portfolio ist die Cell-to-Pack-Montage. Der bisher benötigte Zwischenschritt von der Zelle zum Batteriepack wird dabei übersprungen. Und man arbeitet bereits an der Technik der Zukunft: Prismenzellen für Auto-Batterien, die sich künftig noch schneller aufladen lassen.

Nebeneffekt der Transformation: Man sieht immer mehr weibliche Beschäftigte in der Montage und Inbetriebnahme. Denn bei den neuen Maschinen geht es mehr um Dinge wie Roboter- und Kameratechnik, daher gehen die gerade für Frauen körperlich anstrengenden Arbeiten immer mehr zurück.

Friederike Storz
aktiv-Redakteurin

Friederike Storz berichtet für aktiv aus München über Unternehmen der bayerischen Metall- und Elektro-Industrie. Die ausgebildete Redakteurin hat nach dem Volontariat Wirtschaftsgeografie studiert und kam vom „Berliner Tagesspiegel“ und „Handelsblatt“ zu aktiv. Sie begeistert sich für Natur und Technik, Nachhaltigkeit sowie gesellschaftspolitische Themen. Privat liebt sie Veggie-Küche und Outdoor-Abenteuer in Bergstiefeln, Kletterschuhen oder auf Tourenski.

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