Am Mandelstand mal in den Kessel gucken, wo klackernd süße Nüsse rösten. Am langen Holzstäbchen eine fluffige Zuckerwatte drehen. Das Projekt vr4kids öffnet solche Blicke auf das bunte Treiben der Theresienwiese – mittels virtueller Realität. VR-Brille auf und los geht’s aufs Münchner Oktoberfest: Rauf aufs Riesenrad oder eine Runde zu den Schlacker-Skeletten in der Geisterbahn. Huiiiii!

Dreharbeiten bei Traumwetter unterm weiß-blauen Himmel

Inklusion ist Ziel des Projekts für Kinder und Jugendliche mit Behinderung oder aus benachteiligten Familien. Ihnen ermöglicht die Technologie einen „Besuch“ des weltgrößten Volksfests ohne Barrieren. Denn die Wiesn ist für alle da – getreu dem Motto des Originals von 1810.

Initiiert hat das Projekt Christoph Ostler, Geschäftsführer des Münchner Unternehmens Connected Reality, Anbieter immersiver Technologien. Dazu zählt neben VR auch Augmented (AR) und Mixed Reality (MR), die in vielen Betrieben im Einsatz sind – etwa zur Fernwartung oder für Firmenpräsentationen.

„Mit Virtual Reality wollen wir Teilhabe für junge Menschen schaffen, die sonst oft ausgeschlossen sind“, so Ostler. Er brachte diverse Sponsoren aus Stadt und Wirtschaft sowie den Gehörlosenverband München und Umland zusammen, erhielt für vr4kids kürzlich den Innovationsaward des German Mittelstand.

Der Dreh fand bei Traumwetter unterm weiß-blauen Himmel statt. Es entstanden mehrere VR-Clips in 360 Grad: Autoscooter, Dosenwerfen, Riesenrutsche. Wer in die Brille schaut, fühlt sich, als wäre er mittendrin.

Die Tour wird in Gebärdensprache übersetzt

Alles ist aus Kinderperspektive aufgenommen. Felix und Leah, die Protagonisten, führen die virtuellen Wiesn-Besucher herum. Leah ist gehörlos, sie übersetzt alles in Gebärdensprache. Und auch wenn der Spaß für Jüngere gedacht ist, ältere Menschen erfreuen sich ebenso daran: „Endlich wieda amoi auf die Wiesn“ sagte die älteste VR-Nutzerin (96). „Mei is des schee!“

Friederike Storz
aktiv-Redakteurin

Friederike Storz berichtet für aktiv aus München über Unternehmen der bayerischen Metall- und Elektro-Industrie. Die ausgebildete Redakteurin hat nach dem Volontariat Wirtschaftsgeografie studiert und kam vom „Berliner Tagesspiegel“ und „Handelsblatt“ zu aktiv. Sie begeistert sich für Natur und Technik, Nachhaltigkeit sowie gesellschaftspolitische Themen. Privat liebt sie Veggie-Küche und Outdoor-Abenteuer in Bergstiefeln, Kletterschuhen oder auf Tourenski.

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